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Residenzmuseum

Reiche Zimmer (Räume 55-62)

Die seit dem 19. Jahrhundert sogenannten „Reichen Zimmer“ stellen einen glanzvollen Höhepunkt des höfischen Rokoko im deutschsprachigen Raum dar. Kurfürst Karl Albrecht ließ diese prächtige Raumflucht 1730 bis 1733/37 von dem Architekten François Cuvilliés d. Ä. anlegen und ausstatten. Als Parade- und Staatsappartement sollten die Reichen Zimmer seinen Anspruch auf die Kaiserwürde dokumentieren. Cuvilliés entwarf nicht nur die Disposition der Räume, sondern auch die Dekoration, also Wandvertäfelungen, Stuckaturen und einen Teil der Möbel. So entstanden in enger Zusammenarbeit mit den hoch qualifizierten Hofkünstlern einzigartige Raumkunstwerke, deren Ausstattung noch mit Pariser Luxusmöbeln und kostbaren Textilien ergänzt wurde.

Beim Wiederaufbau der 1944 schwer zerstörten Räume wurden die Stuckaturen, die Wandbespannungen und die Vertäfelungen zu einem großen Teil nach originalem Vorbild erneuert, sodass die Räume heute weitgehend wieder entsprechend ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild erlebbar sind.

 

Bild: Enfilade der Reichen Zimmer
Bild: Grüne Galerie, Bilderrahmen, Detail
Bild: Konferenzzimmer
Bild: Stutzuhr
Bild: Vorzimmer
Bild: Grüne Galerie
Bild: Audienzzimmer

Im Audienzzimmer (Raum 57) absolvierten auswärtige Gesandte ihren offiziellen Empfang bei Hofe. Der zeremoniell festgeschriebene Weg führte durch die beiden nördlich vorgelagerten Vorzimmer. Die Pracht ihrer Ausstattung wurde im Audienzgemach nochmals gesteigert. Hier erwartete der Kurfürst den Gast unter einem roten Samtbaldachin.

 

Die Grüne Galerie (Raum 58) war Schauplatz glanzvoller Festlichkeiten, zu denen der Kurfürst regelmäßig einen ausgewählten Kreis des Hofes einlud. Die Galerie war aber nicht nur Festsaal, sondern auch Bilder- und Spiegelgalerie. Die über 70 Gemälde, die in drei Reihen übereinander angeordnet sind und mit den hohen Wandspiegeln wechseln, entstammten den reichen Wittelsbacher Kunstsammlungen. In ihren vergoldeten Prunkrahmen vermitteln die Bilder verschiedener Meister und Epochen zusammen mit der stuckierten und geschnitzten Raumausstattung einen Gesamteindruck von größter Harmonie. Viele der Gemälde – darunter Meisterwerke der europäischen Malerei – gelangten später in andere Sammlungen, vor allem in die Alte Pinakothek. 2011 konnte die ursprüngliche Bilderhängung mit Unterstützung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen weitgehend wiederhergestellt werden. Die Funktion der fürstlichen Galerie als bedeutender Sammlungsraum sowie als Ort absolutistischer Herrschaftsrepräsentation kann nun wieder erlebt werden.

Im Konferenzzimmer (Raum 59) wurde ausschließlich Besuchern von höchstem Rang oder engsten Familienmitgliedern Privataudienz gewährt. Der Reichtum der Stuckaturen und Schnitzereien ist – dem hohen zeremoniellen Rang des Raumes entsprechend – gegenüber den übrigen Empfangszimmern nochmals gesteigert.

Bild: Porzellankabinett
Bild: Pultsekretär mit Lackarbeit
Bild: Paradeschlafzimmer
Bild: Miniatur "Landschaft mit der Versuchung Christi"
Bild: Lackkommode im Paradeschlafzimmer
Bild: Deckenstuck im Paradeschlafzimmer
Bild: Miniaturenkabinett

Das Paradeschlafzimmer der Reichen Zimmer (Raum 60) mit seiner prächtigen Ausstattung diente – wie ein historischer Bericht überliefert – "nur zur Pracht, nicht zu den Bequemlichkeiten der Ruhe". Es war innerhalb des Appartements ausschließlich als symbolischer "Schauraum" gedacht, der das Vorbild des französischen Hofzeremoniells aufgriff, in dem das tägliche Ankleiden und Zubettgehen des Herrschers öffentlich, d.h. in Anwesenheit der Höflinge ablief. Zum Zeichen des hohen Ranges dieses zentralen Raumes wurde das Paradeschlafzimmer mit besonders kostbaren und teuren Lackmöbeln eingerichtet, die Kurfürst Karl Albrecht eigens bei französischen Kunstschreinern in Paris bestellte.

Nach französischem Vorbild ordnete Cuvilliés neben dem Paradeschlafzimmer zwei Kabinette an. Das erste war als Ruhezimmer und Schreibkabinett konzipiert, zugleich aber als Spiegel- und Porzellankabinett ausgestaltet (Raum 61). Die großen Wandspiegel, die die Wände schmücken zählten im 18. Jahrhundert zu den kostspieligsten Elementen einer aristokratischen Raumausstattung. Dank der raffinierten Verspiegelung vervielfältigen sich im Auge des Betrachters die vergoldeten Wandkonsolen, auf denen Hunderte von kleinen Porzellanarbeiten ausgestellt sind, ins Unendliche.

 

Mit dem Miniaturenkabinett (Raum 62) endet die Raumfolge der Reichen Zimmer. Als exklusiver Rückzugsort innerhalb des Appartements ist der winzige Raum besonders kunstvoll ausgestattet. Die Wandgestaltung kulminiert in einem höchst aufwändig hergestellten roten Lack als Hintergrund für die aufs Äußerste verfeinerten, ganz vergoldeten Schnitzereien Joachim Dietrichs. In diese überaus kostbare Wandvertäfelung sind 129 Miniaturen niederländischer, französischer und deutscher Meister des 16. bis 18. Jahrhunderts eingelassen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kabinett bis auf die Türflügel und die Miniaturgemälde zerstört. In langjähriger Arbeit konnte die verlorene Ausstattung bis 2001 rekonstruiert werden.


 
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